„Wir sind hier, um zu arbeiten, ehrlich zu sein, Fehleranalyse zu betreiben und dadurch Lokal-TV für die Zukunft aufzustellen.“
Bert Lingnau von der Medienanstalt Mecklenburg-Vorpommern (MMV) liefert mit seinen 10 Thesen zu Lokal-TV die Rote Linie für den Kongress und rief gleich zu Beginn dazu auf, konzentriert zu arbeiten, ehrlich zu sein, Fehler zu analysieren und somit Lokal-TV für die Zukunft besser aufzustellen.
1. Lokal-TV stärkt die Region
Angesichts der Unübersichtlichkeit der heutigen Medienwelt sieht Lingnau das lokale Fernsehen als eines der wenigen Identität schaffenden Medien, eines, dem man zudem vertrauen kann, das Nähe zur Heimat schafft. Den Trend zur Regionalisierung der Berichterstattung im Gegensatz zu schwindenden Auflagenzahlen der lokalen Zeitungen stärk laut Lingnau die Ausgangsposition von Lokal-TV.
2. Die Qualität des lokalen Fernsehens ist oft zu schlecht
Und damit meint Lingnau die technische, journalistische als auch und dramaturgische Qualität von Sendungen. Der technische Weg müsse seiner Meinung nach über die Umstellung auf HDTV für die Verbreitung über Kabel, Satellit, IPTV und Internet-Livestream führen. Inhaltlich fordert er mehr entschieden mehr Frische und weniger Langeweile.
3. Die Aus- und Weiterbildung sind keine Stiefkinder
Beim Lokal-TV werden laut Lingnau die Aus- und Weiterbildung oft wie Stiefkinder behandelt. Dadurch liefe Lokal-TV Gefahr, sich selbst den Nachwuchs zu entziehen und nicht genügend Grundlagen für Qualität, Relevanz und schließlich Erfolg zu schaffen. Die Angebote seien da, man müsse sie nur nutzen.
4. Lokal-TV ist derzeit nicht relevant genug
Derzeit zeigen Studien, wie die der INFO GmbH Berlin, dass zu wenig über Lokal-TV gesprochen wird, auch vor Ort. Zu wenige Leute würden es kennen. Und wenn sie es kennen, speichern sie es in der Regel nicht auf Programmplatz 1. Seiner Meinung nach braucht es Reichweite, ein hochwertiges und aktuelles Programm sowie Kooperationen untereinander.
5. Rollende Rubel: Es muss mehr Geld ins System
„Die Rubel für das Lokal-TV müssen stärker rollen. […] Lokal-TV braucht mehr Geld, harte Währung: Euro“, stellt Lingnau fest. Er sieht dabei drei wesentliche Ansätze: Erstens die bereits öffentlich vielfach diskutierte Verwendung der höheren Einnahmen aus den Rundfunkbeiträgen und zweitens die Erhöhung der Mittel für die Landesmedienanstalten, um zusätzliche Fördermaßnahmen zu ergreifen. Drittens schlägt Lingnau die Diskussion um die Bereitstellung von Steuermitteln, wie etwa in Bayern, vor. All diese erfordere jedoch in der Regel die Änderungen im Gesetz.
6. Rauchende Colts: Neue Wege für die Werbung
Die Werbung unterliegt in Deutschland gewissen Einschränkungen, deswegen müssen hier laut Lingnau andere Wege beschritten werden. Er schlägt regionale Werbung für lokale Sender vor, um die Umgebung zu erreichen, und nennt weitere Stichworte, wie personalisierte Werbung und Crowdfunding. Schließlich könnte sich auch die Stadt oder das Land selbst mehr in Form von Werbespots im Lokal-TV engagierten, ohne auf das Programm Einfluss zu nehmen.
7. Lokal-TV muss besser vermarktet werden
„Schluss mit der Kleinstaaterei der einzelnen Sender, her mit Kooperationen!“ und „die Vermarktung ist zu professionalisieren“ – das sind zentralen Forderungen Lingnaus hinter dieser These. Landesmedienanstalten könnten hier zwischen konkurrierenden Sendern moderieren. Zudem mahnt Lingnau besseres Programm, Sendermarketing und Gattungsmarketing für Lokal-TV insgesamt an. Das soll von den Sendern selbst kommen, könnte aber von den Landesmedienanstalten unterstützt werden.
8. Die Verbreitungswege verbreitern sich
Vorweg, Lokal-TV müsse laut Linganu weiterhin auf allen Verbreitungswegen empfangbar sein, nicht nur im Internet. Das man sich aber auch auf neuen Kanälen versuchen muss, um vermarktbare Reichweite zu generieren, sieht er als ebenso wichtige Aufgabe. Die Landesmedienanstalten führen dazu eine ganze Reihe unterschiedlicher Pilotprojekte, etwa zur Satellitenverbreitung oder hybriden Empfang via HbbTV durch.
9. Zuschauer sind träge, aber treu
Lignau fordert Mut, die ausgetretenen Pfade zu verlassen, mal provokant agieren, selbst gestalten. Zuschauer einzubinden, schlägt er vor, um generationenübergreifend Geschichten zu erzählen. Die Treue der Zuschauer mache dies möglich, ohne Gefahr zu laufen, Reichweite einzubüßen.
10. Dieser Lokal-TV-Kongress ist wichtig!
Die Wichtigkeit des Kongresses ergibt sich für Lingnau durch die Sensibilisierung für all die voran genannten Themenbereiche. Entlang des Programm sollen Impulse für die Weiterentwicklung, Veränderungen und Stabilisierung funktionierender Bereiche sowie die Stärkung von Heimat und Kultur geschaffen werden. Somit schließt sich der Kreis zur ersten These und es wird spannend, ob sich die Erwartungen in die Veranstaltung allerseits erfüllen.
Die komplette Keynote von Bert Lingnau erhalten Sie hier. 10 Thesen