Thomas Böhm, MV1/TV:SCHWERIN, Thomas Langheinrich, Präsident LfK, Michael Sagurna, Präsident SLM, Klaus-Dieter Böhm, Vorsitzender Bundesverband Lokal-TV, Bärbel Romanowski-Sühl, Medienrat mabb
In der Diskussionsrundel des ersten Tages trafen Vertreter unterschiedlicher Akteure aufeinander, jeweils mit einer eigenen Sicht auf die Lokal-TV-Landschaft und auch durchaus unterschiedlichen Meinungen darüber, welche Bemühungen Chancen auf Erfolg haben und welche Themen zuerst angegangen werden müssen.
„Lokal-TV braucht eine solide Finanzierung“
Als langjährige Medienrätin betonte Bärbel Romanowski-Sühl zunächst das unglaubliche Engagement seitens der Lokal-TV-Sender – und trotzdem reiche das Geld nicht aus. Ihre Bemühungen gelten daher Mittel und Möglichkeiten zu organisieren, Lokal-TV nicht nur durch Werbung zu finanzieren. Dazu bedürfe es einer Zusammenarbeit auf allen Ebenen und einer möglichst zentral formulierten Forderung. Die vorhandenen Möglichkeiten und der Willen der Sender zur geforderten Weiterentwicklung können sich nur durch einen finanziellen Sockel entfalten.
„Medienpolitik bislang ohne Möglichkeiten, das zu fördern, was sie erreichen wollen“
Obwohl Lokal-TV in den einzelnen Bundesländern nur schwer vergleichbar ist, reichen die momentanen Finanzierungsquellen nicht aus, um die Kosten zu decken. Thomas Langheinrich, Präsident LfK, geht sogar noch weiter uns sagt, dass die Medienanstalten rechtlich gar nicht in der Lage sind, das zu fördern, was das Ziel ist – Formate, die der Meinungsvielfalt dienen. Daher ist die Streichung des Wortes „nicht“ im Rundfunkstaatsvertrages, wo es um die Förderung von „nicht-kommerziellen“ Sendern geht, eine seiner zentralen Forderungen. Gefolgt vom Vorschlag, die Anschlussrichtlinien je Bundesland regeln zu lassen. Seiner Meinung nach müssen auch öffentliche Gelder ins System, ergänzend zu den hoffnungsvollen Chancen einer möglichen bundesweiten Vermarktung. Ein aktives Unternehmertum müsse dabei jedoch erkennbar bleiben.
„Qualität kostet Geld“
Als Vertreter der Lokal-TV-Sender bescheinigte Thomas Böhm von MV1/TV:SCHWERIN der Senderlandschaft Qualität, Willen und Visionen. Jedoch stieße man einfach zu schnell an seine Grenzen. Mittlerweile sei es eins vor zwölf. Die geforderte Qualität koste einfach Geld, ob es Zeit für Recherche, Qualifizierung der Mitarbeiter oder Investitionen in Technik ist. Außerdem wünscht sich Böhm einen stärkeren Einbezug der Sender selbst in die Bemühungen der Medienpolitik.
„Wir müssen eine Lobby haben“
Klaus-Dieter Böhm, Vorsitzender Bundesverband Lokal-TV (BLTV), berichtete von den Bemühungen des Verbandes, Lokal-TV-Sender an den Mehreinnahmen aus der Rundfunkhaushaltsabgabe zu beteiligen. Hier müsse man niemandem etwas wegnehmen und könne mit einem Schlag die Meinungsvielfalt sichern. Bislang hätte man auf politischer Ebene fast überall positives Feedback erhalten, deswegen sei es wichtig, die vorhandene Lobby gemeinsam auszubauen. Sonst befürchtet er eine Pleitewelle im Lokal-TV. Wie gut Lokal-TV-Sender arbeiten, merke man zudem an den Karrieren ehemaliger Mitarbeiter: „Wir sind die Ausbildungsstätte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks!“ konstatierte Böhm. Allerdings sah auch er in der bundesweiten Vermarktung, der Entwicklung frischer Ideen und den Einsatz crossmedialer Elemente eine Bringpflicht bei den Sendern.
„Förderung gegen Innovation“
Michael Sagurna, Präsident des Medienrates der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM), vertrat hingegen die Auffassung, von der Hoffnung auf Beteiligung an den Rundfunkgebühren Abstand nehmen zu müssen. Stattdessen schlägt er eine gute Balance zwischen Förderung und unternehmerischen Aktivitäten der Sender vor. Auch er ist für die Veränderung im Rundfunkstaatsvertrag und sieht das ganz klar als Aufgabe der Landesmedienanstalten. Weitere Möglichkeiten sieht er in Veränderungen der Werbebeschränkungen im Hinblick auf das Engagement der öffentlichen Hand. Bei aller Förderung müsse man als Landesmedienanstalt jedoch stets darauf achten, den Zweck im Auge zu behalten – die Vielfalt zu erhöhen. Seitens der Sender wünscht er sich mehr Innovation und Fokussierung auf die Verjüngung der Zielgruppe. Ingesamt sei Lokal-TV vor dem Hintergrund der Konzentration der Tageszeitungen heute noch wichtiger als in der Vergangenheit.
Was konkret im Rundfunkstaatsvertrag geändert werden soll und was das für Lokal-TV bedeutet, verrät der Direktor der Landesmedienanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg Thomas Langheinrich im Folgenden. Der O-Ton.
Auch der Präsident des Medienrates der SLM Michael Sagurna debattierte über den Vorschlag zur Finanzierung – was er davon hält, ist in der Initiates file downloadAudio-Aufnahme zu hören.
Die Medienrätin Bärbel Romanowski-Sühl setzt sich seit Jahren intensiv für die Förderung von Lokal-TV ein. Sie erklärt, warum Lokalfernsehen so wichtig ist. Einen O-Ton erhalten Sie hier.