„Was uns zur Marke macht!“ TV-Macher stellen Beiträge, Formate und experimentelle Projekte vor
Im Alltagsgeschäft eines Lokalsenders bleibt selten Raum für neue Programmideen und viel weniger noch für die Konzeptentwicklung, geschweige denn Umsetzung. Spannende Projekte und Formate, die nicht nur Zuschauer begeistern, sondern auch gewinnbringend sein können, müssen jedoch nicht immer neu erfunden werden. In der Lokal-TV-Branche gibt es bereits Erfolgsmodelle und Programme, die die Stärken von Lokal-TV aufzeigen. In der Programmbörse konnten Lokal-TV-Macher über den Tellerrand blicken und sich von der Arbeit der Kollegen inspirieren lassen.
Für die Präsentation der Formate und Projekte erhielten die Teilnehmer der Programmbörse jeweils sechs Minuten Zeit.
1. Das Küchenkonzert
Sascha Devigne, Studio 47 (Duisburg)
Von diesem Format profitieren alle Beteiligten: Off-Air-Promotion und Sendematerial für den Sender, kostenloses Marketing für regionale Bands im Fernsehen und ein Kulturabend der anderen Art für das Publikum – eine „Win-win-Sendung“.
Das „Küchenkonzert“ ist ein Resultat der Innovationsredaktion, die Sascha Devigne am zweiten Kongresstag in Workshop 5 – „Kooperationen, Innovationen und Mut zum Experimentieren“ vorstellt.
2. Das Jugendmagazin MV Uncut – Fernsehen von und für junge Menschen
Christoph Schlieter und Jonas Hackbusch, TV: Schwerin
Von den Landesmedienanstalten durchgeführte Studien zeigen, der Durchschnittszuschauer von Lokalfernsehen ist über 50 Jahre alt. Das Magazin MV Uncut adressiert jedoch bewusst eine andere Altersgruppe. Das Konzept geht auf – MV Uncut gewann beim Regiostar in diesem Jahr den Zuschauerpreis.
3. Stresstest für Bürgermeister-Kandidaten
Michael Th. Omilian, meinbrandenburg.tv
Ein Format, dass Meinungsbildung, Information und Unterhaltung der Zuschauer vereint: ein politischer „Fernsehdreikampf“ auf Lokalebene. 60 Sekunden haben die drei Bürgermeisterkandidaten jeweils Zeit, um dieselben Fragen zu beantworten und sich den Wählern zu präsentieren.
4. NONSENF Spezial zur Wahl
Andrea Flörke, Rennsteig TV, Daniel Ebert, mdr, Rennsteig TV
Eine mehrteilige Spezialsendung zur Kommunalwahl 2018 von rennsteig.tv sorgte für Stadtgespräche: Vier Oberbürgermeister-Kandidaten mussten nicht nur Moderator Daniel Ebert, sondern auch der Facebook-Community Rede und Antwort stehen. Denn die konnte das Studiogespräch live mitverfolgen.
KOOPERATIONEN
5. Ein Wirtschaftsmagazin für die Region – „Metropol“
Mike Langer, Altenburg TV
Bereits bestehende, aufwendig produzierte Beiträge erneut in einem adäquaten Rahmen mit höherer Reichweite ausstrahlen und zusätzliche Werbeplätze nutzen können – das klingt vor allem nach einem Mehrwert. Dennoch bewehren sich nur wenige Gemeinschaftsformate. Metropol gibt es seit drei Jahren. Jena.TV, TV:Halle, RBW, Leipzig Fernsehen und altenburg.tv setzen auf klare Verantwortungen und Zuverlässigkeit.
6. Kooperation mit lokalen Tageszeitungen – mehr Reichweite für Video Content
Sebastian Lorenz, Salve TV
Für Salve.tv ist die Lokalzeitung im eigenen Sendegebiet ein gleichrangiger Kooperationspartner. Das Interesse besteht beidseitig: Der Sender produziert in Kooperation mit der Thüringer Allgemeine, dem Online Portal Th24 und der Thüringer Landeszeitung drei Talk-Shows: „Am Anger“ – Der Politik-Talk“, „Im Steigerwald Stadion“ Der Sport-Talk & „Welt Kultur Thüringen“ – Der Kultur-Talk. Alle Sendungen werden jeweils gemeinsam vermarktet. In knapp 2 Jahren haben die Kooperationspartner in den drei Themengebieten Politik, Sport und Kultur bereits über 40 gemeinsame Sendungen produziert.
TECHNISCHE NEUHEITEN
7. Eine Lokal-TV-App für alle
Matthias Mück, Rostock TV
Lineares Fernsehen verliert zunehmend an Bedeutung. On-demand-Angebote, Pushmitteilungen und Kurzbeiträge entsprechen immer mehr dem Zuschauerverhalten. Die wenigsten Lokalsender können sich jedoch die Entwicklung einer TV-App leisten – aber vielleicht können sie eine vorhandene App für ihre Bedürfnisse nutzen.
Gemeinsam mit einem technischen Dienstleister hat Rostock TV eine Applikation entwickelt, die es auch anderen Lokalsendern ermöglicht, mit wenig Aufwand Mediatheken, Playlisten und Artikel über Smartphones und SmartTVs zu verbreiten.
8. Lokale Wettersendungen und Wetterdienste als attraktiver Content und neues Geschäftsfeld
Frank Böttcher, NDR, Frankenfernsehen, Badenfernsehen
Präzise und zuverlässige Wettervorhersagen gewinnen in Zeiten des Klimawandels auch im Regionalen immer mehr an Bedeutung. Dank neuer Software-Lösungen und Content-Formate könnten moderierte, auf einzelne Städte und Regionen spezialisierte Wettersendungen zu einem neuen Markenkern von Lokalsendern werden.
Aufwendige Wettersendungen waren aus Kostengründen bisher den großen TV-Sendern und Medienhäusern vorbehalten. Durch ein angepasstes Finanzierungsmodell und den Einsatz einer neuen Wetter-Software können sich nun auch Lokalsender mit Wettershows als Multichannel-Angebote neue Einnahmen und Märkte erschließen.